Sonntag, 19. September 2010

Die ersten zwei Wochen...

Escuela Crisol Michael, El Bolson, Dienstag 14.09.2010

Ich bin seit 2 Wochen in diesem Land, und so langsam wird mir klar, dass ich kaum eine Ahnung von diesen Menschen hier und ihrer Denkweise und Lebenslogik habe. Ich fühle mich noch nicht mal halb so schlau wie vor meiner Ankunft, und was oberflächlich doch sehr europäisch aussieht, lässt nur erahnen dass es doch viel grundsätzlich anderes verborgen hält. Aber dazu später mehr…

Die Schule an der ich arbeite, Escuela Waldorf Crisol de Micael, ist ein zusammengewürfeltes Chaos aus rundlichen, im Hobbitstil erbauten Lehmhütten, einem Hauptgebäude mit vier Klassenzimmern, einer Küche und der, nennen wir sie Lehrerkammer auf dem Dachboden, sowie einem noch im Bau befindlichen Holzhaus, das ich vielleicht einmal beziehen werde. Erkennbar auf den ersten Blick als eine Waldorfschule, gibt man sich dort auch redlich Mühe eine zu sein.

Um 8:45 wird der Morgenkreis gebildet, tief eingeatmet und alle Kinder schmettern händchenhaltend ein Begrüßungslied. Während des Hauptunterrichts bereite ich das von den Eltern mitgebrachte Brot und die Früchte für die Merienda, das zweite Frühstück, vor. Es folgt El Recreo, die Pause, in der ich eine Stunde lang über das ziemlich große und verwilderte Schulgelände laufe und den Kindern beim unbeabsichtigten Zerstören von Bäumen, Mitschülern und sich selbst, beim in den Bach fallen und anderen Dingen die Kinder so tun, zuschaue und eingreife sobald Lebensgefahr besteht. Im Idealfall aber noch bevor Tränen fließen =)

Im Sportunterricht helfe ich einer wenig durchsetzungswilligen Lehrerin pubertierende Sechstklässler zu Spiel, Spaß und Bothmergymnastik zu animieren, was nicht immer einfach ist. Nachmittags findet zweimal in der Woche Gartenbauunterricht statt, wo ich auch dabei bin.

Vertretungsstunden, oder eher Minuten, von denen ich bisher erst zwei füllen musste, nutze ich gerne für eine desillusionierende Geografie-Stunde (Nein, Deutschland liegt nicht im Norden Argentiniens eingeschlossen).

Ganz unverhofft habe ich Aussichten auf den Posten eines zeitweiligen Englischlehrers bekommen; Die Vorgängerin hat soeben per SMS mitgeteilt, sie hätte keine Lust mehr… Eine Hürde dafür ist noch mein Spanisch, was sich aber von Tag zu Tag verbessert. Deutschstunden kann ich, sobald ich mir das zutraue, in etwa 2 Wochen, am Nachmittag anbieten. Der vorige Freiwillige hat mir einen buntgemischten Kurs von sechs Schülern hinterlassen die bereits auf eine Fortsetzung warten...

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